FHR Abschlussarbeiten 2021

Veröffentlicht am 20. Juli 2021

Abschlussarbeiten der Fachhochschulklasse an der Freien Waldorfschule Karlsruhe

Mit dem künstlerisch-praktischen Unterricht im berufspraktischen Teil der Fachhochschulreife (FHR) werden viele der über das Angebot der Regelschulen hinausgehenden Qualitäten und Fähigkeiten, die unsere Schüler während ihrer Schulzeit entwickeln konnten, aufgegriffen und können direkt in die Abschlussprüfung mit einfließen.
Neben den obligatorisch zu prüfenden kognitiven Fächern können die Schüler im berufspraktischen Teil der FHSR zwischen den Fächern der Gestaltung in Silber und der Gestaltung in Holz ihren individuellen Schwerpunkt wählen. In den Werkstätten haben sie im Laufe des Jahres Gelegenheit zu zeigen, dass sie ihre Ziele konsequent und selbstständig erreichen können. Unter fachlicher Begleitung und Beratung wählen und entwickeln sie Aufgabenstellung und Ziel ihrer praktischen Arbeit.
Dem berufspraktischen Teil der Abschlussprüfung wird an unserer Schule eine große Bedeutung beigemessen. Über die fachlichen Kenntnisse in Praxis und Theorie des gewählten Faches hinaus üben und entwickeln die Schüler während dieser Zeit das eigenverantwortliche Arbeiten, Selbstdisziplin und Zeitmanagement.
Es ist immer wieder wahrzunehmen, wie sich die einzelnen Fächer gegenseitig befruchten und die gestalterische Arbeit den Schülern wiederum Kraft für das abstraktere Lernen im kognitiven Bereich gibt.
Der Schulabschluss der Fachhochschulreife berechtigt nach einem weiteren Jahr Praxiserfahrung außerhalb der Schule zum Studium aller an Fachhochschulen angebotenen Fachrichtungen.

Die Schülerin Amelie Schmidt aus der Klasse 13c hat sich für ihre Abschlussarbeit als Werkstück in der Gestaltung in Silber eine Haarspange ausgesucht. Im Dezember 2020 hat Sie mit der Arbeit begonnen und als ersten Arbeitsschritt eine Zeichnung ihres frei gewählten Inspirationsbildes angefertigt. Mit dieser Zeichnung hat sie danach erste Vorlagen aus Kupfer (Blätter) geübt. Erst danach wurden die Blätter in Wachs geschabt und zum Guss verschickt. Nach der Versäuberung der Blätter wurden diese an den Stab gelötet, der zuvor aus einem Vierkantdraht gewalzt wurde. Das Mondmotiv wurde im zweiten Schritt in Silberblech ziseliert, d.h. mit einer Punze in das Material kunstvoll eingearbeitet. Der Kreis für den Stab wurde gebogen und die Ringe an die Blätter gelötet. In das Mondmotiv hat sie dann ein Loch gebohrt – die Aussparung für den Stein.

Der Stein am Ring brauchte nun zunächst noch eine Fassung und wurde dann eingesetzt. Um einen Kontrast zu erreichen wurde das Werkstück in Oxydbeize gelegt – dadurch oxidiert die Oberfläche und bekommt seine schwarze Erscheinung, durch Abschleifen der glatten Oberflächen erhält man dann eine inhomogene Optik.

 

Weitere Abschlussarbeiten aus der Silberschmiede-Werkstatt:

 

 

 

 

 

 

Lisa Reinhardt hingegen entschied sich für ein Werkstück aus Holz. Die Arbeiten in der Holzwerkstatt begannen mit dem Nachformen der „Venus von Willendorf“, die wohl bekannteste archäologische Venusfigurine, die ca. 30.000 Jahre alt ist und in Wien im Naturhistorischen Museum ausgestellt wird.
Aufgabe war es im Anschluss an die ersten Vorübung eigene Figurentwürfe – naturalistisch oder abstrahiert – zu entwickeln.
Lisa hat in dieser frühen Phase vier Vorlagen (schwangerer Torso, zwei sitzende Figuren und eine abstrakte Form) gebildet und sich als finale Abschlussarbeit für die abstrakte Figur entschieden. Diese Figur wird als erstes in Ton gebildet. Aus Silikon wird nun eine Negativform davon gefertigt, die man beliebig oft mit Gips ausgießen kann und so Repliken aller Tonfiguren als Arbeitsmodelle erhält.  Danach musste Lisa entscheiden, welche Größe das Werkstück haben soll und anhand eines Umrechnungsfaktors das exakte Maß für das Holz ermitteln. Erst jetzt geht es ans Hauptmaterial. Der Holzblock (Lindenholz) muss zugesägt und verleimt werden und wird in einem weiteren Bearbeitungsschritt mit Hohleisen und Hammer „zurechtgeschlagen“. Danach beginnen die Schnitzarbeiten und somit das Herausbilden der feineren Form. Dieser Teil der Arbeit ist der zeitaufwendigste und erst nach vielen Werkstunden erhält die Skulptur ihre „eigene Gestalt“. Nach Feinschliff und zweimaligem Ölen ist die Skulptur als fertiges Werk zu bestaunen. Die Schüler*innen fertigen für die Ausstellung im Schulfoyer dann noch einen Holzsockel, der mit seiner weißen Lackierung den Unterbau bildet und für einen würdigen Stand sorgt.

 

Abschlussarbeiten aus der Holzwerkstatt von links nach rechts von:
Lisa Reinhardt, Stella Labenz, Niklas Göbel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schüler*innen der FH-Klasse der FWS Karlsruhe haben ihren
Abschluss jetzt in der Tasche und verlassen die Schule nach 13 Jahren. Hier endet ihre gemeinsame Schulzeit –  Freundschaften, Beziehungen, Erfahrungen und Erinnerungen werden sich nun in verschiedene Richtungen verströmen und in unterschiedlichsten Ausprägungen werden neue Wege beschritten. Wir danken allen Schüler*innen für eine wunderbare, engagierte, inspirierende Zeit und wünschen Ihnen für die Zukunft alles erdenklich Gute.

  • Gold- und Silberschmieden, Fachlehrer Hr. Wollmann
  • Holzwerken, Fachlehrer Hr. Fey