Weihnachtsspiele 2022
Endlich konnten nach zweijähriger Corona-Pause die Aufführungen in Form des Christgeburtsspiels durch eine Kumpanei von Eltern und Lehrern und eines kleinen Adam- und Eva-Spiels durch die Klasse 4b von Frau Stecher stattfinden. Ein besonderes Glanzlicht fiel auch auf die beiden Schüleraufführungen an den Folgetagen: Selten waren so viele glänzende Augen sowohl im Publikum als auch bei den Mitwirkenden wahrnehmbar…
Wie aber konnte es zu einem solchen Glanz kommen, der mich durch die ganze Weihnachtszeit getragen hat? Dazu ein paar Eindrücke zu diesen beiden Spielen:
Ja, das Adam- und Eva-Spiel hat Corona-Geschichte: Als sich abzeichnete, dass es kein Paradeisspiel geben wird – weder für 2020 noch wohl für 2021 – kam Herr Jung auf die Idee für eine dritte Klasse eine Prosa-Fassung zur Schöpfungsgeschichte der Menschwerdung zu verfassen, woraus Frau Basfeld dann die hier zur Aufführung gekommene Versfassung machte und Herr Kuhlmann die Musik beisteuerte, Frau Stecher studierte das dann zusammen mit den anderen genannten Kollegen in ihrer damaligen 3.b, 2021, bereits ein. Die Aufführung stand unmittelbar bevor, sogar der Baum glänzte bereits in der Mitte, als unmittelbar vor der Aufführung die aktuelle Corona-Verordnung jegliche Öffentlichkeit verbot. Dank aller beteiligten Lehrer und Eltern – unter der Gesamtleitung von Herrn Jung – und natürlich insbesondere der mittlerweile 4b-Klässler ist es nun aber in dieser Weihnachtszeit gelungen, dass das Paradies-Spiel in dieser Form ganz bei den Schülern angekommen ist und durch sie dieser Menschheits-Inhalt allen Anwesenden dargeboten werden konnte:
Es geht um die erste Zeitenwende, die für die Menschheit alles verwandelt hat, und die vor unserem historischen Bewusstsein liegt in dem, was wir im Bilde ausgedrückt finden vom Essen des Apfels von Adam und Eva im Zustand des Paradieses. Erlebt Eva dadurch die Schönheit nur umso intensiver, wird für Adam durch das Essen dieser Frucht der Erkenntnis die ganze Welt verwandelt oder auch verwundet: „Oh, wie ist mir mein Gemüt verwandelt“ und „Da ward die ganze Welt verwundt“ heißt es in dem Oberuferer Paradeisspiel.
Danach ist nichts mehr, wie es zuvor war. Ein kolossales Menschheitsgeschehen – was vielleicht in jeder Verwandlung liegt, die zunächst oftmals auch erst als Verwundung wahrzunehmen ist – wird hier nach erlebbar. Zeitenwende bedeutet also zweierlei: die Vertreibung und den Verlust des sogenannten Paradieses und zugleich den Gewinn moralischen Urteilsvermögens, das Erkennen von Gut und Böse. Den Viertklässlern war es ganz wichtig, dass es völlig still wird in dem Augenblick, nachdem Adam vom Apfel gegessen hat – und für einen kleinen Moment mithilfe des Beleuchters auch ganz dunkel – auf dass wir alle dieser Zeitenwende gewahr werden können.
Und dann haben wir noch eine weitere Zeitenwende, die in unser historisches Bewusstsein fällt, und die wir als Geburt Jesu am 24. Dezember alljährlich feiern und der dann am 6. Januar das Fest der Jordantaufe und damit die „Geburt“ des Christus folgt.
In den Proben für das Christgeburtsspiel haben wir immer wieder gestaunt, wie viel Weisheit in den Worten enthalten ist, wenn z.B. einer der Hirten sagt: „Auf Erden ist er kommen arm, auf dass er unser sich erbarm’“!
Aber bevor es zu einer solchen Erkenntnis kommt, erfolgt zunächst die Geburt und mit ihr ebenfalls ein Moment absoluter Stille: Zeitenwende – die Welt hält ihren Atem an.
In der gemeinsamen Regieführung konnten wir als Kumpanei auf diesen Moment der Stille nach der Geburt besonderen Wert legen: So kam es zu dem besonders berührenden Augenblick in der Schüler-Aufführung, dass sich um das Neugeborene ein Freudedreieck bildete: Maria-Joseph-Engel. Auch die sich hereinsenkende Liebe zum Kind, von der der Engel Gabriel singt: „Das Gloria sinkt allda herein“, wurde von Maria u n d Joseph durch ihre zum Empfang erhobenen Arme gleichermaßen aufgenommen. Das Spiel der Hirten zeigte einen harmonischen Dreiklang der Charaktere und eine berührende Anbetungsstimmung an der Krippe.
Herr Wolff wies in seiner Ansprache für die Schülerinnen und Schüler darauf hin, wie wichtig das kontinuierliche Gehen des individuellen Weges für Suche und Finden des Leitsterns ist, was sich in den letzten Sätzen rund um die Rolle des vierten Hirten, des Chrispus, ausdrückt in seiner Frage, wie weit es bis zur Stätte der Geburt des Kindes sei: „Bethlehem – is weit dohin?“ Und die Antwort der Hirten: „Bis hinkommst!“
Jetzt bleibt nur allen aus dem Geiste dieser Spiele heraus alles Gute für das Neue Jahr zu wünschen: offene erwärmte Herzen und erleuchtete Gedankenkraft auf den innerlich und äußerlich zu gehenden Wegen!
Ute Basfeld