Christgeburts-Spiel
Das Oberuferer Christgeburts-Spiel stammt aus altem Brauchtum aus dem 16. Jahrhundert und wurde von Bauern aus dem süddeutschen Raum in die Nähe von Pressburg/Bratislava als heiliges Kulturgut mitgenommen. Rudolf Steiner wurde durch seinen Lehrer, Karl Julius Schröer, auf diese Spiele aufmerksam gemacht und begründete ab 1910 eine neue Aufführungkultur. 1919 erlaubte er den Lehrern der ersten Waldorfschule, es für ihre SchülerInnen aufzuführen. Seither gehört es an vielen Waldorfschulen und anderen anthroposophischen Einrichtungen alljährlich zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest.
Durch den überlieferten Dialekt und die Charakteristik der Rollen schwingt einerseits viel von der Einfachheit der ausgewanderten Haidbauern mit, andererseits lebt in der Komposition des Stückes und der Texte eine tiefe Volksweisheit, die in ihrem lebendigen Wechsel von tiefer Dramatik und humorvollen Szenen immer wieder aufs Neue zu berühren vermag. Wie Holzschnittartig ziehen die Bilder der Verkündigung an Maria, der Herbergssuche, der eigentlichen Christgeburt sowie der Anbetung durch die Hirten am Zuschauer vorbei und lassen ihn, immer wieder unterbrochen durch Gesänge, eintauchen in diese Urbilder der Evangeliengeschichte.