Plastizieren mit Videotutorials – so gelingt Werken im Homeschooling

Veröffentlicht am 20. Mai 2021

Benjamin Förschler ist Fachlehrer in der 9. Klasse der Freien Waldorfschule Karlsruhe und gestaltet derzeit seinen Unterricht im Plastizieren mit Hilfe von eigenproduzierten Videotutorials. Die Schüler*innen haben für diese Arbeiten das entsprechende Material, den Ton, in der Schule abgeholt und erarbeiten sich nun ihre Objekte zu Hause. Die Arbeiten in der Klasse 9b orientieren sich als Vorlagen an der Natur. Aufgabe der Schüler*innen ist es zunächst sich ein Werkobjekt, z.B. eine Eichel, ein Tannenzapfen, eine Walnuss etc. auszusuchen, welches dann über das Rohmaterial herausgestaltet werden soll. Finja und Emma aus der 9b haben sich beide für die Walnuss entschieden und eine „Lernpartnerschaft“ gegründet. Sie rufen sich an und besprechen sich beim Arbeiten, zeigen sich die jeweiligen Arbeitsfortschritte und geben einander Impulse oder Hilfestellung. Ferdinand hingegen arbeitet an einer eigenen Kreation/Form für sich alleine und in Ruhe. Die Arbeitsanleitungen werden über die Videotutorials des Lehrers dabei immer wieder zu Rate gezogen.

Normalerweise findet dieses Gestalten in kleineren Gruppen im Werkraum in der Schule statt und lebt natürlich von der Interaktion zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen und somit durch das Angleichen, wirken und entwickeln der Fähigkeiten und Fertigkeiten während des aktiven Tuns untereinander. Emma, Finja und Ferdinand sind sich einig, dass die Präsenzarbeit im Klassenverband immer schöner und inspirierender ist; der Austausch und die Hilfe untereinander sind wichtig. Wenn ein solches Miteinander in der aktuellen Pandemie-Situation nicht möglich ist, hat das Format dieses Video-Unterrichts durchaus Charme. Immer wieder lassen sich die einzelnen Frequenzen abspielen oder als Standbild und somit als hervorragende Vorlage nutzen. So ist es möglich bei einem „Kreativstau“ auch mal das Werkzeug niederzulegen, um es zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen und erneut ans Werk zu gehen. Die Gestalter*innen sind zeitlich und räumlich ungebunden und den individuellen Charakteren wird viel Freiraum zuteil, wann, wie und wo die Arbeit ihren kreativsten Ausdruck findet. Außerdem, erzählt Ferdinand, „kam er im Schaffen alleine zu Hause schneller voran, war konzentrierter und weniger abgelenkt.“

Alle drei sind insgesamt sehr froh, dass auch diese künstlerische Arbeit online „beschult“ wird. „Den gestalterischen Teil der Waldorfpädagogik in diesem Format neu zu denken und damit sozusagen auch zu reformieren“ findet Ferdinand spannend, wichtig und richtig. Emma weiß sich im Gegensatz zu anderen Fächern auf die Fertigstellung und auf einen Abschluss hinarbeitend, gut ausgerichtet. Zwischen der theoretischen Wissensvermittlung wie z.B. in Mathe oder Deutsch bietet diese Arbeit eine schöne Abwechslung; „vor allem jetzt, da alle Schüler*innen viel zu oft und zu lange vor den Bildschirmen hocken“, meint Finja. Abschließend wird klar – das Online-Konzept von Benjamin Förschler ist sehr gut, klar strukturiert und kommuniziert und hat allen viel Spaß gemacht.

Zur Person

Benjamin Förschler ist seit 10 Jahren Lehrer an der FWS Karlsruhe. Davor hat er vier Jahre Bildhauerei an der Edith Maryon Kunstschule in Freiburg (Munzingen) studiert. Dieses Studium baute auf das Studium an der Freien Hochschule Stuttgart auf. Dort hat er von 2004 bis 2007 die Fächer Sport und Werken grundständig studiert. Grundlage hierfür war wiederum eine Ausbildung als Schreiner/Tischler. Er ist 42 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder.