Das Besondere an der Waldorfschule ist, dass die Schüler*innen ab der ersten bis zur zwölften Klasse zusammenbleiben. Niemand „bleibt sitzen“, niemand verlässt die Schule nach Klasse neun oder zehn mit dem jeweiligen Abschluss. Sondern in der elften Klasse schreiben die Schüler*innen eine Eigenbeurteilung, in der sie auch den von ihnen angestrebten Schulabschluss angeben. Auf dieser Basis findet das so genannte „Prüfungsgespräch“ statt, in dem Schüler*in und Lehrer*innen gemeinsam besprechen, welche Prüfung angestrebt werden sollte und was auf diesem Weg noch getan werden muss. Interessanterweise können sich die meisten Schüler*innen auch ohne Noten selbst recht gut einschätzen.
In der 12. Klasse wird dann neben den von allen Schülern zusammen besuchten Unterrichten in gesonderten Gruppen auf die verschiedenen Abschlüsse gezielt vorbereitet und es werden die entsprechenden Prüfungen abgenommen. So gehen alle Schüler*innen eines Jahrgangs zwölf Jahre gemeinsam durch die Schullaufbahn und trennen sich erst dann. Wer das Abitur oder die Fachhochschulreife machen will, ergänzt noch das 13. Jahr. Das Abitur beinhaltet die gleichen zentral gestellten Aufgaben wie an den Gymnasien in Baden-Württemberg und das Zeugnis wird nach dem Punktesystem der staatlichen Schulen erteilt. Die Prüfung ist also identisch.
An unserer Schule schlossen in den letzten vier Jahren durchschnittlich 44% der Schüler*innen mit dem Abitur und 20% mit der Fachhochschulreife nach 13 Jahren ab. Die anderen verließen die Schule nach der 12. Klasse mit dem Realschulabschluss (28%) oder dem Hauptschulabschluss (8%).
Künstlerischer Abschluss
In Deutschland gibt es bislang keinen allgemein anerkannten, eigenen Waldorfabschluss. Die „künstlerischen Abschlüsse“ in Klasse zwölf in den Fächern Fächer Musik und Eurythmie, die Jahresarbeiten in Malerei und Bildhauerei sowie ein letztes gemeinsames Klassenspiel haben daher eine besondere Bedeutung, denn sie markieren das Ende der gemeinsamen Schulzeit und bringen die besonderen pädagogischen Qualitäten der Waldorfpädagogik zum Höhepunkt und Abschluss. Eine prüfungsrelevante Funktion oder bewertungsmäßige Bedeutung für den staatlichen Schulabschluss besitzen sie nicht.
Fachhochschulreifeprüfung
Aufbauend auf den Schulabschluss der mittleren Reife erweitert die FWS Karlsruhe mit der Fachhochschulreife (FHR) nunmehr seit vielen Jahren das Angebot an Schulabschlüssen. Neben den kognitiven Fächern stellen die Schüler*innen im berufspraktischen Teil auch umfassend ihre gestalterischen und handwerklichen Fähigkeiten in den Fächern „Gestaltung in Holz und Silber“ unter Beweis. Die Werkstätten der FWS bieten hier die Möglichkeit für die Schüler*innen aufbauend auf die Erfahrungen in den künstlerisch-praktischen Fächern der Vorjahre, ihre Gestaltungsideen an einem größeren Werkstück umzusetzen. Anhand einer praktischen Arbeitsprobe und über das erworbenen Fachwissen in einer mündlichen Prüfung wird der Abschluss erreicht. Er berechtigt nach weiteren neun Monaten Praxiserfahrung außerhalb der Schule zum Studium aller an Fachhochschulen angebotenen Studiengänge.